Weihnachtserlebnisse Teil II
Man hat mich ja mehrfach darum gebeten, meine Kindheitserinnerungen an den Weihnachtsmann zum Besten zu geben. Na schön, man hat es nicht anders gewollt! Früher, während besagter Kindheit, pflegte ich derartige Erzählungen immer mit "Als wir noch im Amerika gewohnt haben..." zu beginnen, was meistens ein theatralisch gelangweiltes Stöhnen meiner Audienz zur Folge hatte (durchaus vergleichbar mit "Damals, im Ferienlager...").
Nun denn: Als wir noch in Amerika gewohnt haben [jetzt bitte stöhnen], war mir überhaupt nicht bekannt, dass es den Weihnachtsmann überhaupt geben sollte. Denn im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten heißt der gute Mann Santa Claus, fährt einen Coca-Cola-Vierzigtonner und ist quasi omnipräsent - keine Mall ohne ihn, kein größeres Geschäft, in dem er nicht an exponierter Stelle thront und den lieben Kinderlein ihre Sünden aus seinem goldenen Buch vorliest, keine TV-Stunde, in dem er nicht gute Ratschläge zum Bravsein erteilt hätte (außer bei Mr. Rogers, denn Mr. Rogers war immer ehrlich, was ihn am Ende wohl auch seine Sendung gekostet hat). Es war also ohnehin schwierig, sich seiner zu entziehen - selbst beim alljährlichen Gründungsfest der Stadt (eine der größten Städte an der Ostküste) im Spätsommer gab es mindestens einen Santa-Sleigh. Wenn mir also jemand hätte erzählen wollen, dass es Santa Claus nicht geben würde, hätte ich in jedem zweiten Geschäft das Gegenteil beweisen können.
Das Weihnachtsfest in den USA unterscheidet sich übrigens nicht wesentlich von den Weihnachtsfesten, die man ab und an mal in amerikanischen TV-Produktionen bewundern darf - in der Realität ist es allerdings noch viel kitschiger, besonders wenn Mädchen zwischen 12 und 20 und/oder Frauen ab 60 im Haushalt leben, und da kenne ich mich aus, schließlich gab es in unserer Neighborhood mehrere derartige Haushalte. Mit deutscher Zurückhaltung haben wir uns zwar den örtlichen Gepflogenheiten angepasst, also am Heiligen Abend dicke Socken über den Kamin gehängt und am 25. beim Frühstück Weihnachten/Bescherung etc. gefeiert, aber Kitsch gehört einfach zu den USA dazu wie McDonald's und Silikonbrüste. Gern würde ich an dieser Stelle noch mehr über die Vereinigten Staaten und das Leben ebendort schreiben, aber dann würde ein umfangreiches Buch entstehen, und das Weblog soll da bloß leichte Kost sein.
Anyway, um zum Thema zurückzukommen: Irgendwann kamen wir auch nach Deutschland zurück und die ersten zwei Jahre waren gräßlich: Grau, trist, langweilig, weder Glamour noch Kitsch (das erste Mal, dass ich Zweiteres zu schätzen gewusst hätte) und Mitmenschen, die langweilig, stur und ständig defensiv waren. Und Santa Claus gab es auch nicht. Interessanterweise auch keinen Weihnachtsmann, denn den gab es traditionellerweise in meiner Familie bis dahin nicht. Beschert wurde man vom Christkind, dass ich mir immer wie so einen etwas gedrungen wirkenden Porzellanengel mit weit aufgerissenem Mund und Kerzenhalter vorgestellt habe, gepaart mit einem Paar Flügel auf dem Rücken. Also nicht wirklich spannend, was meine Eltern wohl gemerkt haben müssen. Im nächsten Jahr nämlich stand wieder ein weißbärtiger Dicker im roten Bademantel vor der Tür. Nein, nicht Santa Claus, denn der trägt ja keinen Bademantel, aber auch nicht der Weihnachtsmann. Nein, es war der Nikolaus alias Opa R. von nebenan. Aber immerhin.
Den Glauben an Weihnachtsmann, Nikolaus, Christkind & Co. verlor ich eine halbe Stunde später, als Opa R. beim Trinken vergaß, dass er die Tasse ja unter seinem künstlichen Bart hätte ansetzen müssen und ebendiesen teegetränkt abnahm und vergaß, seine Stimme zu verstellen.
Nichtsdestotrotz ist Weihnachten eine schöne Zeit, die ich nicht nur wegen der offiziell freien Tage mag, sondern auch und vor allem der Kerzen, Kekse, Musik, Schnee (so er denn da ist), Glühwein etc. pp. mag. Und, und das finde ich erstaunlich, wegen der nicht oft, aber durchaus fühlbaren allgemeinen Weihnachtstimmung.
In diesem Sinne wünsche ich frohe Weihnachten gehabt zu haben & einen schönen Restfeiertag!
Und ich empfehle Euch, wenn Ihr ein wenig Abwechslung im Blogalltag mögt, dasselbe zu tun wie ich jetzt: Lest amerikanische Weblogs :-)
Nun denn: Als wir noch in Amerika gewohnt haben [jetzt bitte stöhnen], war mir überhaupt nicht bekannt, dass es den Weihnachtsmann überhaupt geben sollte. Denn im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten heißt der gute Mann Santa Claus, fährt einen Coca-Cola-Vierzigtonner und ist quasi omnipräsent - keine Mall ohne ihn, kein größeres Geschäft, in dem er nicht an exponierter Stelle thront und den lieben Kinderlein ihre Sünden aus seinem goldenen Buch vorliest, keine TV-Stunde, in dem er nicht gute Ratschläge zum Bravsein erteilt hätte (außer bei Mr. Rogers, denn Mr. Rogers war immer ehrlich, was ihn am Ende wohl auch seine Sendung gekostet hat). Es war also ohnehin schwierig, sich seiner zu entziehen - selbst beim alljährlichen Gründungsfest der Stadt (eine der größten Städte an der Ostküste) im Spätsommer gab es mindestens einen Santa-Sleigh. Wenn mir also jemand hätte erzählen wollen, dass es Santa Claus nicht geben würde, hätte ich in jedem zweiten Geschäft das Gegenteil beweisen können.
Das Weihnachtsfest in den USA unterscheidet sich übrigens nicht wesentlich von den Weihnachtsfesten, die man ab und an mal in amerikanischen TV-Produktionen bewundern darf - in der Realität ist es allerdings noch viel kitschiger, besonders wenn Mädchen zwischen 12 und 20 und/oder Frauen ab 60 im Haushalt leben, und da kenne ich mich aus, schließlich gab es in unserer Neighborhood mehrere derartige Haushalte. Mit deutscher Zurückhaltung haben wir uns zwar den örtlichen Gepflogenheiten angepasst, also am Heiligen Abend dicke Socken über den Kamin gehängt und am 25. beim Frühstück Weihnachten/Bescherung etc. gefeiert, aber Kitsch gehört einfach zu den USA dazu wie McDonald's und Silikonbrüste. Gern würde ich an dieser Stelle noch mehr über die Vereinigten Staaten und das Leben ebendort schreiben, aber dann würde ein umfangreiches Buch entstehen, und das Weblog soll da bloß leichte Kost sein.
Anyway, um zum Thema zurückzukommen: Irgendwann kamen wir auch nach Deutschland zurück und die ersten zwei Jahre waren gräßlich: Grau, trist, langweilig, weder Glamour noch Kitsch (das erste Mal, dass ich Zweiteres zu schätzen gewusst hätte) und Mitmenschen, die langweilig, stur und ständig defensiv waren. Und Santa Claus gab es auch nicht. Interessanterweise auch keinen Weihnachtsmann, denn den gab es traditionellerweise in meiner Familie bis dahin nicht. Beschert wurde man vom Christkind, dass ich mir immer wie so einen etwas gedrungen wirkenden Porzellanengel mit weit aufgerissenem Mund und Kerzenhalter vorgestellt habe, gepaart mit einem Paar Flügel auf dem Rücken. Also nicht wirklich spannend, was meine Eltern wohl gemerkt haben müssen. Im nächsten Jahr nämlich stand wieder ein weißbärtiger Dicker im roten Bademantel vor der Tür. Nein, nicht Santa Claus, denn der trägt ja keinen Bademantel, aber auch nicht der Weihnachtsmann. Nein, es war der Nikolaus alias Opa R. von nebenan. Aber immerhin.
Den Glauben an Weihnachtsmann, Nikolaus, Christkind & Co. verlor ich eine halbe Stunde später, als Opa R. beim Trinken vergaß, dass er die Tasse ja unter seinem künstlichen Bart hätte ansetzen müssen und ebendiesen teegetränkt abnahm und vergaß, seine Stimme zu verstellen.
Nichtsdestotrotz ist Weihnachten eine schöne Zeit, die ich nicht nur wegen der offiziell freien Tage mag, sondern auch und vor allem der Kerzen, Kekse, Musik, Schnee (so er denn da ist), Glühwein etc. pp. mag. Und, und das finde ich erstaunlich, wegen der nicht oft, aber durchaus fühlbaren allgemeinen Weihnachtstimmung.
In diesem Sinne wünsche ich frohe Weihnachten gehabt zu haben & einen schönen Restfeiertag!
Und ich empfehle Euch, wenn Ihr ein wenig Abwechslung im Blogalltag mögt, dasselbe zu tun wie ich jetzt: Lest amerikanische Weblogs :-)
BlueSkySurfer - 26. Dez, 18:27