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Dienstag, 24. Januar 2006

Jetzt Laden Die Vampire Zum Tanz


Steckt den Himmel in Brand und streut Luzifer Rosen
Wie versprochen, ein kleiner Bericht über die Derniere von Tanz der Vampire am 22. Januar um 19 Uhr in der Neuen Flora in Hamburg
Da waren wir also wieder in der Flora, Punkt 18 Uhr. Leider etwas zu spät, um den Schluss der Matinée noch mitzubekommen, aber egal.
Die Wartezeit bis zum Anbiss überbrückten wir mit Sekt und Brezel, was ob des horrenden Preises auch Champagner und Lachsschnittchen hätte sein können bzw. müssen.

Nachdem noch einige Ehrengäste (Polanski, Kunze, Felix Martin) beklatscht und ins rechte Spotlight gerückt wurden, ging es los. Punkt 19 Uhr verschwand das Gebiss vom Vorhang, es fing an zu schneien und das Orchester spielte die Ouverture, die mir mit 1:35 Minuten auf der CD immer recht lang vorkommt. Am Sonntagabend schrumpfte die gefühlte Dauer auf wenige Sekunden. Nach dem Applaus, der jetzt schon eine Intensität wie sonst nach dem Finale hatte, suchte Alfred, erwartungsgemäß in Person von Fredrik Wickerts, den Professor (Werner Bauer) – he, ho, he! Während der patente und dezente Assistent seinen vereisten Mentor in ein überfülltes Wirtshaus schleppte, wurde dort bereits dem Knoblauch gehuldigt (also dem Knoblauch, nicht dem DeEsDeEsDiDi). Dass das Wirtshaus bis auf den letzten Platz belegt war lag auch daran, dass fast die komplette Cast auf der Bühne war und damit das Ensemble entsprechend verstärkte.
An dieser Stelle hatte ich die Befürchtung, dass sich das enthusiastische Mitklatschen des Knoblaus-Rhythmus’ über die gesamte Aufführung halten könnte, aber die Besucher erwiesen sich meist als recht vernünftig und stellten ebendieses mit Beginn der Textpassagen ein.
Aufgetaut wurden Professor und Alfred auf ihr Zimmer geführt („Der Wind! Jajajaja…“) Überhaupt war die Körpersprache des Gelehrten bis auf eine Ausnahme sehr auffällig, zum Beispiel beim Vernageln der Badezimmertür durch Chagal (Jerzy Jeszke). Danach stellte Sarah (Jessica Kessler) fest, dass sie „so einen netten jungen Mann“ „noch nie geseh’n“ habe. Dieses Stück war von beiden sehr schön gesungen und eines der vielen Highlights des Abends.
Dann kam der Auftritt des „idealen Grafen“ von Krolock – Kevin Tarte. Ich muss sagen, bei dem großen Lob, das man über ihn hören und lesen kann, hatte ich mir etwas mehr erwartet, vor allem aber nicht, dass er in so vielen Passagen in eine Art Sprechgesang verfällt – das hat mich schon ein wenig gestört. Vor allem der „Refrain“ im Lied vom toten Gott konnte mich nicht recht begeistern, was an einem Abend wie Sonntag allerdings nur eine Kleinigkeit ist und nicht auf die Goldwaage gelegt werden soll.
Als dann wieder alles hell war und Magda (natürlich Franziska Forster) fröhlich ihr geschnibbeltes Gemüse vor Alfreds Füße schmeißt, damit er es hingebungsvoll aufsammeln und zurückbringen kann, „vergaß“ er ein Stückchen und raunte Magda genauso fröhlich zu „Ich hab noch eins!“ und drehte die Runde ein zweites Mal.
Die „Wahrheit“ war geprägt von einer extremen sprachlichen Klarheit und hat sehr viel Spaß gemacht – sowohl Zuschauern als auch Akteuren; Zweiteren hat man den Spaß auch sichtlich angemerkt. Sarah und Alfred fanden sich dann gegenseitig sehr nett, und wie bei „Nie geseh’n“ war das gesanglich hervorragend. Für die „Einladung zum Ball“ gilt dann wieder dasselbe wie für „Gott ist tot“. Ich brauchte einige Zeit, um mich an die gesangliche Interpretation des Grafen zu gewöhnen.
„Draußen ist Freiheit“, „Die roten Stiefel“ und das „Prayer“ waren wieder wie aus einem Guss und hervorragend. Überhaupt waren Sarah und Alfred in Bestform an diesem Abend.
Die immer noch stark gekürzte „Trauer um Chagal“ war auch sehr gut. Und „Tot zu sein ist komisch“, besonders dann, wann man Jersy Jeszke heißt und Chagal spielt. An den guten Mann ist definitiv ein Comedian verloren gegangen – sehr gut, wie er sich zuerst hinter dem Fass und dann unterm Tisch verkriecht (auch wenn das zum üblichen Prozedere gehört und kein Derniere-Special ist).
Beim Schloss angekommen, der Monolog des Grafen, ein Traum. Auch wenn er hier wieder viel sprach… das „Befreeeeeeeeeiiiiiiiiiin“, keine Ahnung, wie lange er es gehalten hat, hat für Vieles entschädigt. Hier bemerkte ich auch sehr deutlich die von den Meisten besonders gelobte arrogante Art des Grafen, die ihm teilweise wirklich sehr gut steht. Im Schloss, bevor Koukol (Stefan Büdenbender) den Gästen ihr Zimmer zeigt, bemerkt der Professor, dass es ja spät sei und der Graf bestimmt müde: „Sie müssen sehr, sehr, sehr, sehr müde sein!“ Dann sagte von Krolock seinem Diener noch ein paar Sätze in einer für mich unidentifizierbaren Sprache - lustig hat es sich dennoch angehört. Allerdings kann mir diese beschnittene Version nicht so recht zusagen - es sorgt einfach für eine dichtere Atmosphäre, wenn die Vampire am Anfang beide Strophen singen, also auch die Passage "Seid bereit, es sieht ganz so aus als wär die Warterei endlich vorbei..." und das Stück nicht erst bei zwei Besuchern mit Niveau einsetzt.


Der zweite Akt begann gewohnt stimmungsvoll mit der „Totalen Finsternis“. Sarah wieder genial gut, der Graf ebenfalls, denn jetzt hat er mal wirklich gesungen und nicht die Hälfte des Textes vor sich hingesprochen. Dann fühlte Alfred die Nacht, und dieses Stück war wohl durch die auf der Bühne anwesenden zusätzlichen Swings doppelt laut, schnell und gut.
Nach dem Aufwachen sorgt Koukol für einige Lacher, da er sich häufiger und deutlicher am Hintern kratzt und durch seine Gestik zeigt, was er von Alfreds Erkenntnissen hält. In der Gruft schafft Alfred es natürlich wieder nicht, Graf und Sohn zu pfählen und Abronsius ist wie immer erschüttert.
„Hast du den Ball vergessen?“ ruft Chagal in der Gruft Magda im Holzsarg zu. Daraufhin fing er demonstrativ an zu tanzen und sang dazu „Havaaaaaa, nagila hava….“ und zur perfekten Hawaii-Ausstattung haben eigentlich nur noch Blumenkranz und Bastrock gefehlt. Die Zuschauer dankten es ihm mit langem, intensivem Applaus, da dies der erste offensichtliche Derniere-Joke war.
Auf dem Rückweg aus der Gruft findet Alfred Sarah, dieses Mal ohne Badekappe, Bunnypuschel und Spongebob-Schwann, aber ich kann nur noch einmal sagen dass sie überwältigend gut gesungen hat am Sonntag Abend (vielleicht außer ein, zwei Tönen ganz am Anfang).
Nachdem dann der Professor seinem Schützling erklärt hat, wie blöde alles ohne Bücher wäre, fragt er ihn, ob er sich das alles gemerkt habe. „Ja!“, antwortete Alfred dieses Mal. Und der Prof fuhr fort: „Alfred, wie lange forschen wir beide jetzt schon zusammen?“ Alfred: „Zwei… Jahre…?!“ „Ja, und dafür bin ich dir auch sehr dankbar. Aber merk dir, was auch immer passiert: Es beginnt immer mit ‚Aristoteles, Empedokles, Aeneas, Parmenides…’“, sprichts und verschwindet im Bücherschrank. Das Publikum lag vor Lachen förmlich am Boden… Als Alfred dann im Bad auf Herbert (Tim Reichwein) trifft, dessen „aaaaahhhh“ noch einen Ton schiefer als sonst war, ging es gleich lustig weiter: „Mein Vater hält sehr viel von dir, Alfred… ich finde, wir sollten Freunde bleiben!“ Alfred brachte nur ein verdutztes „Ja“ heraus und wollte weglaufen, aber Herbert hinderte ihn daran. „Du musst zu mir nett sein…“ fuhr er skriptgemäß fort.
In „Sie irren, Professor“ konnte mich der Graf dann abermals begeistern. Einfach genial gesungen, auch wenn es nur acht Zeilen sind. Den Schluss, „Alfreds Seele gehört langst mir!“ quittierte Alfred mit einem entsetzten „Ach du Scheiße!“, während die Gräber im Hintergrund hinuterfuhren.
Für die „Ewigkeit“ gilt das Selbe wie für Carpe Noctem – viele Darsteller in opulenten Kostümen, die über die Grabplatte tanzen. Nicht nur stimmlich, sondern auch optisch top! In der „Unstillbaren Gier“ und im „Tanzsaal“ hatte sich der Graf dann wohl endgültig warmgesungen - abermals genial. Was folgte, war zwar wie immer, aber wegen der geladenen Atmosphäre und der vielen Darsteller doch etwas Besonderes.
Beim Finale hielt es dann niemanden mehr auf dem Sitz und es wurde vom ersten Takt an mitgeklatscht und die Bühne in ein Blitzlichtgewitter getaucht. Es folgte minutenlanger Applaus, Standing Ovations während der gesamten Honoration und viel, viel, viel Applaus für alle Beteiligten inklusive Orchester, Technik, Creatives etc. Danach eine Zugabe, einer Alternate Version vom Finale. Leider war außer den bekannten Passagen wegen des Klatschens so gut wie nichts verständlich, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Während dieser Zugabe tauchten der Graf und Sarah mit Herbert und Alfred zwischen den Tänzern auf, und Herbert konnte endlich einmal ein wenig an Alfred naschen.

Soweit das, was eine kurze Schilderung werden sollte. Naja, um das Ganze dann noch einmal auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen und nicht noch länger zu machen:
Geniale Atmosphäre, geniale Musik, geniale Cast, genialer Abend.

Carpe noctem, lamia!
Decet diem exsecrari!

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