Nein, das ist kein von mir häufig oder gar gern gebrauchtes Schimpfwort. Aber das, was heute morgen im Bus neben mir stand, kann man eigentlich nicht viel anders bezeichnen.
Schon beim Einsteigen konnte man eine ausgeprägte Bierfahne im Vehikel ausmachen, deren Ursprung ganz eindeutig im verfaulten Mund des dummdreisten P. lag. Dazu mische sich noch eine Spur ranziger Schweiß, der dem Geruch nach zu urteilen wie P. selbst ein halbes Jahrhundert alt war. Er stellte sich natürlich neben mich, weil es dort am meisten Platz gab – und ausreichend Gestänge, um seinen Luxusbody in der Senkrechten zu halten.
Während der Fahrt langte P. mir dann einmal mit der Hand auf den Rücken. Der Bus hatte gerade scharf gebremst, kann mal passieren. Das er dann allerdings meinte, ich würde nicht merken, wie er versucht, etwas aus meiner Manteltasche zu angeln, kann allerdings nicht „mal eben so“ passieren. Vor allem nicht, wenn es gleich dreimal hintereinander passiert. Daraufhin nahm ich meine Brieftasche aus der Innentasche des Mantels und fuchtelte ihm damit vor der Nase herum. P. nahm einen herrlich dämlichen Gesichtsausdruck an, als ich einen Notizzettel aus seiner favorisierten Tasche holte und ihm selbigen ebenfalls unter die Nase hielt. „Kohle gibts da nicht – und jetzt ist auch mal gut ansonsten kann ich dich auch sofort wegen versuchten Diebstahls anzeigen.“
Ich weiß nicht, ob eine derartige Anzeige irgend etwas bringen würde – jedenfalls stieg P. an der nächsten Haltestelle fluchtartig aus und rettete sich in die Anonymität der Kleinstadt.
Es gibt ja durchaus Formen der Werbung, die mich begeistern können. Nicht, dass ich mich dazu eher dazu bewegen lassen könnte, das beworbene Produkt zu kaufen, aber eine gute Werbung oder eine stimmige Kampagne wird in jedem Fall lieber gesehen und viel wohlwollender bewertet als Werbung à la Lidl & Co: "Jetzt noch billiger! Jetzt noch leckerer! Jetzt noch besser! Neu - Neue Farben!" Besonders interessant an solchen Sprüchen finde ich den Leckeren, da dies ja impliziert, dass das Produkt vorher weniger lecker war. Aber das nur am Rande.
Werbekampagnen, die mich begeistern, stammen zum Beispiel von Audi, Trans Ad, careerbuilder.com oder diverse non-profit-campaigns bzw. den assoziierten Agenturen. Und diese mag ich nicht wegen der marketingmäßig geschickten Message, sondern weil der Art Director seine Arbeit wirklich gut gemacht hat.
Aber zurück zum Thema:
Kürzlich prangte an einem von mir auch ab und an gekauften Produkt also auch der Hinweis: "Jetzt 20% mehr". Es handelte sich dabei um Choco Crossies von Nestlé. Dieser Hinweis hätte mich wie gesagt nicht auf die Idee gebracht, das Produkt erstmalig zu kaufen, aber da ich ohnehin Appetit auf ein bisschen Schokolade zwischendurch hatte, griff ich zu.
Zu Hause angekommen wollte ich dann auch mal wissen, wieviel mehr 20% mehr denn nun eigentlich sind. Nun, anhand der Packung kann man sehen, dass es 200 Gramm fürs teure Geld gibt. Ergo müsste diese Packung 240 Gramm süße Köstlichkeit enthalten. Also Waage raus, nachgewogen - stimmt.
Aber: Wisst Ihr wieviel 40 Gramm Choco Crossies sind? Genau eineinhalb Stück pro Tüte. Ich meine, man hat den Verbraucher nicht angelogen. Es waren tatsächlich 20% mehr. Aber hätte Nestlé nicht einfach auch schreiben können: "Neu - jetzt drei Stück mehr!"?
Wir lernen und merken uns
Erstens: Man wird nur verarscht und
Zweitens: Es kommt immer auf die Betrachtungsweise an. Ganz nebenbei auch noch
Drittens: Von den 80% der BWL-Absolventen, die Marketing intensivst studiert haben, haben 95% keine Ahnung von gutem Marketing.
Nachdem ich mich bisher bei dieser Aktion "nicht angesprochen fühlen brauchte", hat man mich jetzt direkt zum Mitmachen aufgefordert.
Und da ich ja leicht beeinflussbar bin und sowieso immer das tue, was andere mir sagen - Voilà:
4 Jobs in/aus meinem Leben:
Zusteller des örtlichen Käseblatts
Mädchen für alles im Pfarrbüro (ja, in einem katholischen - bevor da irgendwelche Fragen aufkommen)
Rechnungsprüfung in der deutschen Niederlassung eines internationalen Konzerns
Schnuppervolkswirt in einem deutschen Wirtschaftsverband
4 Filme, die ich immer wieder sehen kann:
Avalon - Spiel um dein Leben
Herr der Ringe
Tanz der Vampire
sollte es das jemals geben: Tanz der Vampire - Das Musical
4 Orte, an denen ich gelebt habe:
Hübsches Viertel einer amerikanischen Großstadt
Hübsches Viertel einer englischen Großstadt
Hübsches Viertel einer deutschen Großstadt
Hübsches Dorf auf dem Land
4 TV-Serien, die ich sehr gern sehe (allerdings fast nie dazu komme, weil eine der Wohnungen nicht mit einem Fernseher ausgestattet ist):
CSI
Tatort
Tagesguck bzw. Tagesschau
DSDS ~lol~
4 Orte, an denen ich Urlaub gemacht habe:
diverse Male an diversen Orten in Florida
diverse Male auf diversen kanarischen Inseln
diverse Male an diversen Orten in Cornwall
diverse Male in heimischen Gefilden
4 meiner Lieblingsgerichte:
Babsi Salesch, Alex "Da Judge" Hold, Die Familienpizza... ähm, Das Familiengericht! Okay, Scherz beiseite ~lol~
So ziemlich alles Essbare, was nicht völlig pervers ist
Heute habe ich doch tatsächlich zwei Restaurants aus meinem Heimatdorf bei Google gefunden; die einzigen beiden Einträge, die zum Thema Tourismus gelistet werden. Das Nachbardorf hat derer immerhin schon sieben. Zu denken gibt allerdings, dass dort der örtliche Autohof ebenfalls als touristischer Tipp angepriesen wird.
Ansonsten kann ich heute leider nicht, wie das ja sonst meine Art ist, geniale Erkenntnisse präsentieren, da ich leider hart arbeiten muss. Immerhin kann ich hiermit aber Good Will beweisen.
Und auch länger, als einem vielleicht lieb ist. Denn heute morgen, ach, was sage ich, mitten in der Nacht saß ich auf einem Provinzbahnhof fest, da mein eigentlich vorgesehener Zug ins nächste Provinznest ausgefallen war. Begründung: Die Schienen müssen erst enteist werden.
Da kommt Freude auf, vor allem, wenn man über zwei Stunden auf die nächste Reisemöglichkeit warten muss, es kein beheiztes Bahnhofsgebäude gibt und die einzige Reiseliteratur eine Abhandlung zur wirtschaftspolitischen Globalsteuerung ist.
Aber, als optimistischer Glas-Halbvoll-Seher kann ich feststellen: Das erspart mir wenigstens das zeitraubende Durcharbeiten des Dokuments heute nachmittag.